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Mittwoch, 20. Januar 2010

Ein Stueckchen blauer Himmel

Warum stehen wir dem Geldausgeben mit gemischten Gefuehlen gegenueber? Niemand weint den hartverdienten Scheinchen hinterher, wenn man sie in neue Schuhe umsetzt. Abends mit Freunden essen gehen und dazu mehrere $10 Glaeser Rotwein trinken, obwohl wir genau wissen, dass wir dafuer eine ganze Flasche im Geschaeft kaufen koennten. Wie viele Stunden habe ich vor Weihachten in der Buchhandlung verbracht, fleissig Buecher eingekauft und nicht mit der Wimper gezuckt, wenn mir die Bedienung $5 fuer einen im Pappbecher servierten Kaffee abnahm. Waehrend just in diesem Moment ein ebensolcher Kaffeebecher wieder neben mir steht, hat mir der erste Unitag auf den Magen geschlagen.

Etwas neidisch denke ich an deutsche Freunde zurueck, die in den 80ern und 90ern in Deutschland mehrfach den Studiengang gewechselt haben. Der Universitaetsbesuch war umsonst. Man wohnte in einer WG oder zu Hause bei den Eltern. In den Semesterferien wurde auf der Cebit gejobbt, damit man dann mit Freunden auf Ibiza so richtig Party machen konnte. Neulich habe ich mal in den Nachrichten gehoert, dass die deutschen Unis jetzt auch eine Gebuehr verlangen. Ob sich die Studenten trotzdem bewusst sind, wie gut sie es haben?

Seit 2 Jahren studiere ich an einer staatlichen Universitaet. Wir reden hier nicht von einer Elite-Uni wie Harvard. Fuer ein Semester (Januar bis Mai oder August bis Dezember) betragen die Studiengebuehren fuer einen Vollzeitstudenten knapp $2500. Wer nur Halbzeit studiert, zahlt davon zwei Drittel. Am ersten Unitag stellt man sich in die Schlange um seinen Parkausweis zu bekommen. Parkausweis?! Davon hatte ich vor den USA im Leben noch nicht gehoert. $180 pro Semester, damit man auf dem Unigelaende parken darf. Na, wenigstens war der Gang zur Unibuchhandlung nicht allzu deprimierend. Dieses Semester brauche ich nur 3 Buecher, die ich tatsaechlich fuer $220 bekommen konnte. Ob ich die Buecher nicht lieber "mieten" wolle, fragte mich der junge Mann an der Kasse. Mieten? Ja, ich koenne sie nur fuer's Semester "mieten" - fuer 50 % des Neupreises. Das waere es ja fast wert gewesen, wenn es sich in diesem Semester nicht gerade um wichtige Kurse meines Hauptfachs handeln wuerde. Fuer den Rest meines Studiums werde ich die Buecher wohl nicht ausleihen koennen. Schade eigentlich!

Mir fallen die Worte meiner Freundin Pam ein. Sie ist Spezialistin fuer Infektionskrankheiten. Traurig erzaehlte sie mir, dass sie fuer jedes ihrer Kinder $100.000 fuer's Studium gespart hatte. Ihre Tochter will in Pam's Fusstapfen treten. Sie lebt an der Ostkueste, wo sie ihr praktisches Jahr vollendet. Aber die Summe, mit der man sich in einer deutschen Kleinstadt schon fast ein kleines Haus in einer Neubaugegend finanzieren kann, wird fuer die Kosten des Studiums nicht ausreichen. "Wenn ich es mir mit einem Arztgehalt nicht leisten kann, meinen Kindern ein Medizin-Studium zu finanzieren, wer kann es dann?" fragt sie erschuettert. Wird ein Studium in Zukunft nur den Reichen vorbehalten sein?

Mir entwischt ein tiefer Seufzer und ich nehme den Blick vom Computer, um aus dem Fenster zu sehen. So schnell wie sich die Wolken am Himmel verzogen haben, verschwindet die Rauchwolke ueber meinem Kopf. Ich sitze im "Freudian Sip", dem Uni-Cafe, das fuer mich wie ein zweites Zuhause geworden ist. Bekannte Gesichter ziehen an mir vorbei und meine Archaeologie-Professorin erkundigt sich nach meinem Befinden. Noch ein paar Stunden und ich sitze in meinem Geografie-Kurs. Ob der Professor sich nun endlich meinen Namen gemerkt hat, nachdem ich sogar bei einer Abteilungsparty in seinem Haus zugegen war? Der Aerger verzieht sich und ein anderes Gefuehl macht sich in mir breit. Aufregung! Glueck! Erwartung! Und siehe da: Am dunklen Wolkenhimmel zeigt sich ein kleines Stueckchen blauer Himmel.

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