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Freitag, 26. Februar 2010

Aloha - Schulversammlung auf amerikanisch!

Am letzten Freitag des Monats versammeln sich vor Unterrichtsbeginn Schueler, Lehrer und Eltern auf dem Schulhof. Zwar gibt es auch eine Aula, aber die ist nicht gross genug fuer 600 Personen. Doch da wir in Suedkalifornien fast immer gutes Wetter haben, ist es auch nicht schlimm, eine Stunde draussen zu sein.

Jede Versammlung hat ein Motto. Heute: Aloha!
Die meisten Jungs tragen Hawaiihemden, Strohhut und einen Lei (die Blumenhalskette). Einige Maedchen haben einen Grasrock ueber ihre Hosen gezogen und ein Bikinioberteil ueber dem T-Shirt befestigt. Beim zweiten Klingeln stehen die Kinder in Reih' und Glied, nach Klassen sortiert. Zuerst drehen sich alle zur amerikanischen Flagge, legen die rechte Hand aufs Herz und sprechen laut und zusammen die "Pledge of Alligiance", in der sie ihre Solidaritaet zu den USA bekunden.

Dann gibt der Direktor einige Informationen weiter, z.B. wieviel Geld die Schule fuer Haiti gesammelt und gespendet hat. Oder dass die Aula naechste Woche zur jaehrlichen Buchhandlung umfunktioniert wird. Dort haben die Lehrer Wunschlisten ausgehaengt und die Eltern koennen Buecher fuer die Klassen kaufen. Die Kinder duerfen Geld mit zur Schule bringen und sich in den Pausen Buecher aussuchen und am Mittwoch ist Familienabend. Da kann dann die ganze Familie anruecken, Pizza zu Abend essen und mit ihren Kaufen, die Schule unterstuetzen.

Die Klassenlehrer stehen geduldig in einer Schlange. Zuerst treten die Lehrer der Kindergartenklasse ans Mikrofon und teilen mit, welcher Schueler in ihrer Klasse in diesem Monat ausgezeichnete Arbeit geleistet hat, oder besonders hilfsbereit war. Der "Schueler des Monats" nimmt unter lautem Beifall seine Urkunde entgegen und wartet mit strahlendem Gesicht, dass er fotografiert wird.

Nachdem alle Superschueler geehrt wurden, werden ueber die Lautsprecher hawaianische Klaenge gespielt und der Schulhof veraendert sich in eine Open Air Disco. Schueler und Lehrer tanzen Hula und treten gut gelaunt den Weg in die Klassen an. Wow, ich wuenschte, ich haette solche Erinnerungen an meine Schulzeit. Zwar sind die Ansprueche an die Kinder viel hoeher als damals an uns, aber dafuer werden sie auch gut belohnt. So huepft mein Mutterherz vor Freude, wenn mein Viertklaessler morgens sagt:"Mama, bist Du bald fertig, damit wir endlich zur Schule koennen?" ALOHA!

Montag, 22. Februar 2010

Mulholland Drive

Es ist Sonntag. Mein einziger freier Tag. Ausschlafen ist in unserem Haus ein Fremdwort. So sind um 7.00h morgens alle aus den Federn. Den Grossteil der Woche habe ich auf meinem Hintern sitzend im Auto oder in der Universitaet verbracht. Ich falle das Urteil: heute gehen wir spazieren.

Meine Eltern sind frueher oft mit uns gewandert. Wir gingen die Jaegerallee hoch. Spazierten in der Feldmark. Erkundeten den Deister oder erklommen den Annaturm. Aufs Autofahren habe ich heute keine Lust. Der naheliegendste Spaziergang ist somit der Mulholland Drive, den wir innerhalb von 4 Minuten zu Fuss erreichen koennen. Die Kinder sind gluecklich. Selbst mein Kleiner, der eigentlich keinen Bock zum Rausgehen hatte, lauft nun vor mir den Berg hoch. Wie herrlich gruen in diesem Winter alles ist. Los Angeles bekommt normalerweise nicht viel Regen und gerade im Sommer ist alles braun und gleicht einer Wueste.
Doch dank El Nino haben wir auch mal graue Wolken am Himmel und die Pflanzen wachsen und gedeihen.

Die Aussicht von oben ist auch an einem bedeckten Tag wunderschoen. Die Santa Monica Mountains liegen gruen im Vordergrund und in der Ferne erkennt man die Santa Susana Mountains.

In einem Talkessel zu wohnen hat zum Vorteil, dass wir von vielen herrlichen Bergketten umgeben sind, die zahlreiche Wandermoeglichkeiten bieten. Die Freude waehrt allerdings nur bis zum Sommer. Dann steigen die Temperaturen steil an und waehrend man sich am Strand bei 30 Grad gut aufhalten kann, laufen im Tal die Klimaanlagen auf Hochtouren - hier steigt das Quecksilber um 10-15 Grad mehr an. Aber bis dahin haben wir noch ein paar angenehme Monate vor uns.




Sonntag, 14. Februar 2010

Alice im Wunderland

Himmel-Arsch-und-Zwirn! Jetzt bin ich auch noch bei rot ueber eine Ampel gefahren. Von diesem Samstag bin ich bislang nicht begeistert. Schlimm genug, dass ich dieses Semester an einem Samstag zur Uni muss. Wie durch Magie (oder ist es Karma?) ist es nun schon die vierte Woche in Folge, wo Freitag Nacht eine Katastrophe ist und ich schon geraedert aufwache. So war es auch heute der Fall. Fuer einen fruehen Unimorgen ging ich fuer meine Verhaeltnisse viel zu spaet ins Bett. Gegen 5.00h weckte mich mein Juengster auf, der schon wieder Nasenbluten hatte. Waehrend meine Haare von der Dusche noch nass sind, suche ich im Wandschrank nach dem Highlight meines Morgens - dem unauffindbaren Kaffee.

Entkoffeiniert erreiche ich das Universitaetsgelaende und sehe mit Entsetzen, dass heute schon wieder in meiner Parkgarage gefilmt wird. Langsam fahre ich an der Absperrung vorbei und finde noch einen Parkplatz. Schwein gehabt! Meine erste Pruefung des Semesters traegt zu meinem heutigen Wohlbefinden nicht gerade bei. Die 90 Minuten verfliegen geradezu, aber wenigstens kann ich jede Frage beantworten. Dann 90 Minuten Vorlesung - warum verrinnt diese Zeit umso langsamer? Und nun an's naechste Projekt. Die Professorin scheint kurzfristig vergessen zu haben, dass es sich um einen Einfuehrungskurs handelt. So bin ich wenigstens nicht die einzige, deren Kopf raucht, als sich endlich das Unterrichtsende naehert. Ich lade meine 4 erstellten Weltkarten auf meinen Memorystick und mache mich auf den Weg zum Auto.

Die Fahrt nach Hause dauert laenger als gewoehnlich. In der Naehe des grossen Einkaufscenters gerate ich in stockenden Verkehr. Wie mir spaeter von einer Nachbarin erzaehlt wird, wurde dort ein Teil der neuen Vampirserie "The Vampire Diaries" gedreht und tausende von Fans wimmelten herum, um einen Blick auf ihre Stars oder ein Autogramm zu erhaschen. Wenn man in Los Angeles lebt kann man dem Filmrummel eben nie entwischen. Ich weiss noch, wie aergerlich ich war, als mal wieder in unserem Park gedreht wurde. Alle Parkplaetze von der Crew blockiert und waehrend ich beim Laufen ueber deren Kabel springen musste, zog der Duft von ihrem Mittagessen in meine Nase.

Langsam biege ich in meine Strasse ein und fuehle mich sofort wie in einer magischen Welt. Es ist Mitte Februar. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und die Nachbarn spielen im T-Shirt vor der Haustuer. Die Spielzeuggewehre der Kinder werden gerade von den Vaetern benutzt, die froehlich jauchzend auf Plastikflaschen schiessen.

Die Kinder rennen ueber die Strasse, als sie mich sehen und schaukeln vor unserem Haus. Ich setze mich mit unserem Meerschweinchen auf den Rasen und sofort kommen zwei meiner Freundinnen und setzen sich zu mir. Ein anderer Nachbar geht mit seinem Hund spazieren und laed' so lange seinen 5-jaehrigen Sohn bei uns ab, der sich der Herde spielender Kinder mit entzuecktem Gequietsche anschliesst. Ich fuehle mich ein bisschen wie Alice im Wunderland und wie in der Geschichte bleibt fuer mich die Uhr stehen. Erst als die Sonne zwei Stunden spaeter untergeht, gehe ich ins Haus, um das Abendessen vorzubereiten. So angenehm haette doch eigentlich der ganze Tag sein koennen. Oder wuesste ich jene Momente der Zufriedenheit sonst auch nicht mehr zu schaetzen?


Sonntag, 7. Februar 2010

Tausendundeine Nacht






Wieder naehert sich unser Hochzeitstag. Sollen wir wie jedes Jahr bei unserem Lieblingsjapaner Sushi essen? Nein, dieses Jahr probieren wir mal etwas Neues aus. Wir verlassen unseren Stadtteil und fahren nach Hollywood. Auf dem Sunset Boulevard suche ich nach der Adresse. Das muss es sein. Ein weisses, fensterloses Gebaude mit einem grossen goldenen Tor. In englischen und arabischen Schriftzuegen steht der Name daneben. Dar Maghreb!

Dieses Restaurant bietet marokkanische Kueche an. Die hohen weissen Decken bieten einen schoenen Kontrast zu dem dunkelblauen Teppich, blauen Kacheln, blauen Sofas und Kissen. Anstatt wie gewohnt gegenueber von einander an einem Tisch Platz zu nehmen, lassen wir uns nebeneinander auf die Kissen fallen. Unsere Bedienung erklaert uns das 7-Gaenge-Menue, waehrend er warmes Wasser aus einem Bronzekrug ueber unsere Haende giesst, die wir, laut Anleitung in einer Bronzeschuessel am Tisch waschen. Bitte auch die Seife nehmen, meint er, denn nach marokkanischer Sitte wird hier mit den Haenden gegessen.

Nach dem 3. Gang sind wir eigentlich schon satt. Es gab Linsensuppe, einen Vorspeiseteller mit Brot und die beruehmte Bstilla - ein gefuellter Blaetterteig, der mit Puderzucker und Zimt bestreut ist. Die Goetter haben uns erhoert und schicken die Bauchtaenzerin vorbei, so dass sich unsere Maegen vor dem 4. Gang ein wenig erholen koennen.



Dann geht es weiter mit
Wachteln am Spiess, Couscous und in Honig mariniertem Lamm. Endlich, hier kommt der Nachtisch und der frische Pfefferminztee, der uns fachmaennisch aus einem Meter Hoehe eingeschenkt wird.


Wir bezahlen und verlassen das Lokal. Fast erwarten wir vor der Tuer den Anblick eines Kamels mit Wuestensand im Hintergrund. Wenn wir auch nicht wirklich in Marokko sind, bleibt uns wenigstens ein 12-stuendiger Flug erspart. So treten wir die Heimfahrt zumindest mit dem Gedanken an, dass wir in 30 Minuten wieder daheim sind und dafuer weder das Einchecken am Flughafen noch das Kofferschleppen in Kauf nehmen muessen.